Geschichte Thorbergs

Die heutige Justizvollzugsanstalt (JVA) Thorberg hat eine lange und wechselhafte Geschichte.

Diese beginnt damit, dass der Thor-Berg ein keltischer Siedlungsplatz war, was archäologische Funde im Jahr 1994/95 zu Tage brachten.

Der Geschlechtsname „Thorberg“ oder de Porta, vom Tore, taucht erstmals im 12. Jahrhundert auf. Wann auf dem Berg aber die Stammburg dieser Familie entstand, ist nicht bekannt. Von hier aus wurden die Ländereien der Adelsfamilie verwaltet, die ansonsten zum Dienstadel der Zähringer und später der Kyburger gehörte.

Der letzte des Geschlechts, Peter von Thorberg, vermachte 1397 seine Besitztümer dem Kartäuserorden. Auf Thorberg entstand ein Kloster für 14 kontemplativ und einsiedlerisch lebende Mönche. Ihr Stammkloster ist noch heute La Grande Chartreuse in der Nähe von Genoble.

Die Reformation von 1528 beendete die Klosterzeit. Aus Thorberg und den Ländereien und Rechten aus ehemaligem von Thorberg- und Klosterbesitz entstand die Landvogtei Thorberg.

Bis 1798 amtierten hier über 50 Landvögte, ab 1755 im spätbarocken Schloss. Die Landvögte hatten ein umfangreiches Pflichtenheft. Unter anderem übten sie die niedere Gerichtbarkeit (ohne Strafen an Leib und Leben) und eine umfangreiche soziale Fürsorge aus.

Auch die folgenden Amtsschaffner (Vorgänger der Regierungsstatthalter) mussten sich vor allem mit sozialen Problemen und ihren Folgen befassen.

Thorberg war Pfrüderanstalt, psychiatrische Klinik, Enthaltungsanstalt… ein Sammelbecken des sozialen Elendes dieser Zeit.

1848 wurde Thorberg „Zwangsarbeitsanstalt für Männer und Weiber“, ab 1893 mit Zuchthaus. Die Frauen kamen nach St. Johansen und Bern, später nach Hindelbank.

Arbeit galt als das Heilmittel gegen Bettel, Vagantität, Müssiggang, Armut und letztlich Kriminalität. So bewirtschaftete Thorberg z. B. einst 5 Landwirtschaftsbetriebe (über 400 Jucharten Land) und eine industriell aufgezogene Weberei, damit man die zeitweise 300 bis 400 Insassen(!) beschäftigen konnte.

Neubauten nach Bränden (1948, 1991) ermöglichten schliesslich einen zeitgemässen, modernen und menschenwürdigen Strafvollzug, der zum Ziel hat, „freiheitstaugliche“ Männer in eine möglichst deliktfreie Zukunft zu entlassen.

Thorberg ist heute ein Hochsicherheitsgefängnis mit 180 Inhaftierten und vier verschiedenen Vollzugsformen. Rund 120 Angestellte arbeiten hier zusammen mit Direktorin Regine Schneeberger.

 

Das Museum Krauchthal vermittelt in einer neu gestalteten Dauerausstellung Einblick in Geschichte und Anstaltsalltag von Thorberg. Aktualitäten kann man der Homepage www.museumkrauchthal.ch entnehmen.

 

Ulrich Zwahlen, Präsident Museumsverein Krauchthal